Call for Square

Posted: 07.09.2012

Aus 25 Vorschlägen hat eine Jury die folgenden Beiträge ausgewählt. Sie füllen die Lücken in der bisherigen Arbeit der BuKo12-Initiative und stellen auf einem Quadratmeter ihre Ideen vor.

BAUEXPEDITION
Eine anspruchsvolle Fachdiskussion interessiert vor allem ein Fachpublikum. Praktisch umgesetzte Projekte erreichen größere Teile der Gesellschaft und sind deutlich greifbarer. Beispiele dafür haben wir bisher vermisst. Diese Lücke schließen wir am Beispiel der Architekturvermittlung und stellen zwei Projekte der “Bauexpedition” vor: “Lichtschiff und Nudeldampfer” und “Fabrikantenvilla und Landhaus”. Sie zeigen, dass die Zusammenarbeit zwischen Kunstpädagogen und externen Experten eine hervorragende Grundlage für partizipatorische Projektarbeit darstellt. Die Kooperation ermöglicht ein enormes Themenspektrum und fördert eine ganzheitliche künstlerische Bildung der Schüler. Weiter lesen: www.bauexpedition.de
Kontakt: Julia Baatz und Claudia Muntschick, Dresden. E-Mail: fragen@bauexpedition.de

DENN SIE WISSEN (NICHT) IMMER, WAS SIE TUN
Als Zeugnis einer jungen, aktuellen Kunstpädagogik werden wir ein Positionspapier veröffentlichen, das eine jüngere Kunstpädagogik kennzeichnet, deren Haltungen bisher kaum auf Tagungen vertreten sind. Die 24 Positionen sind temporär, sie beziehen sich mit einem zukünftigen Blick auf die aktuelle Zeit, sie müssen aber fortlaufend überprüft und neu befragt werden. Weiterlesen Blog unter: www.realraum.wordpress.com Kontakt: Robert Hausmann Robert.Hausmann1@gmx.de / Matthias Laabs matze.laabs@gmail.com

SCHÜLER/-INNEN WERDEN GEFRAGT
Wenn man beim Thema „Partizipation“ über Kunstvermittlung spricht, kommt man nicht umhin, auch Schüler/-innen danach zu fragen, was sie von einem gelungenem Kunstunterricht erwarten. Das Ergebnis einer Umfrage mit Gymnasialschülern aus unterschiedlichen Klassenstufen und Schulen zeigt: Positiv wird von vielen die Freiheit empfunden, die der Kunstunterricht ermöglicht, da hier keine engen Vorgaben erfüllt werden müssten. Viele glauben, dass gerade dadurch Kreativität gefördert werde, die sie in anderen Fächern vermissen. Die lockere Arbeitsatmosphäre, die durch Musik, eine aufgelöste Sitzordnungen, Bewegungsfreiheit und Gespräche erzielt werde, wird als Erholungsoase im stressigen, strengen und als kognitiv-lastig empfundenem Schulalltag bewertet. Unser Square gibt Einblick in die Wünsche und Meinungen von Schüler/-innen, um diese Lücke während des BuKo12 zu schließen. Schüler/-innenbeiträge von Franziska Hübner (Gymnasium Einsiedel) und Franka Daneck (Johann-Wolfgang-von-Goethe-Gymnasium, Chemnitz). E-Mail: frau.daneck@gmail.com

SO NAH SO FERN
Die Debatten der Tschechischen Kunstpädagogik dreht sich um mehrere aktuelle Themen, die wir mit Fragen der deutschen Kunstpädagogik vergleichen wollen. Wir visualisieren, wie sich unsere Wege ähneln und auch unterscheiden. Als bedeutende Sache sehen wir, dass trotz unserer geographischen Nähe unsere Kunsterziehungen zwei getrennte Welten zu sein scheinen, die eigene Lösungen entwickeln, ohne den gegenseitigen Dialog zu suchen. Diese Lücke möchten wir in unserem Square durch die deutsch-tschechische Begegnung temporär schließen. Weiterlesen
Kontakt: Tereza Hrubá, Veronika Jurečková Mališová, Petra Šobáňová, Department of Art Education, Katedra výtvarné výchovy, Tschechische Republik, E-Mail: hruba.tereza@gmail.com

DIE NORM HILFT HIER NICHT WEITER, ODER DOCH?
Die Europalette als funktionales und bis ins letzte Detail normiertes Objekt steht wie kaum ein anderes für die Optimierung und Standardisierung in der globalen Marktwirtschaft. Sie ist beständig und konzeptuell kein Wegwerfprodukt, sondern ein Tauschobjekt. Um sie herum existiert ein eigener Markt für Produktion, Kontrollen und Reparatur. Gleichzeitig stellt sie als „unsichtbares“ Objekt die Grundlage und Schnittstelle für Austausch und Vernetzung dar. Eine präparierte und in die Tagung eingeschleuste Palette wird mithilfe der Tagungsgäste in Bewegung versetzt. Die Palette bildet Ausgangspunkt und Anlass zur performativ kritischen Auseinandersetzung der bisher nur am Rande thematisierten Position der Kunstpädagogik und ihre Partizipation an bildungswissenschaftlichen Diskussionen. Kontakt: Christina Inthoff, Bremen. E-Mail: cinthoff@uni-bremen.de

KUNSTPÄDAGOGIK INTERNATIONAL
Der internationale kunstpädagogische Fachdiskurs wird lediglich von einem kleineren Teil der deutschen Fachöffentlichkeit verfolgt. Nur wenige Kolleg/-innen beteiligen sich aktiv daran. Auch die internationale Integration der BuKo12-Initiative ist deutlich ausbaufähig, um den eigenen Ansprüchen zu genügen. Der Workshop thematisiert den länderübergreifenden kunstpädagogischen Fachdiskurs. Als erster Anknüpfungspunkt dient der vorangehende Vortrag von Diederik Schoenau, der auch am Workshop teilnimmt. Außerdem werden bestehende Projekte und Perspektiven einer Internationalisierung der deutschen Kunstpädagogik diskutiert. Kontakt: Marc Fritzsche, marc.fritzsche@kunst.uni-giessen.de

Flash
Meine Interviewpartner/-innen beantworten folgende drei Fragen spontan vor der Kamera:
1. Was hast Du in Deinem Kunstunterricht gelernt?
2. Wie würdest Du Kunst definieren?
3. Was sollte innovativer Kunstunterricht vermitteln?
Hören wir, was meinem Gegenüber ohne Vorbereitung zu diesen Themen einfällt. Unter der Präsentationsfläche wächst ein geistiges Basislager, das nach Erweiterung ruft.
Kontakt: Marie-Luise Lange, Marie-Luise.Lange@tu-dresden.de Dresden

Ziel ist: zielgerichtet sein
Produktiv sein das ist die Losung. In den Schulen wird vermittelt, dass der linieare Lebenslauf das Ziel sein muss. Die Lücke ist der Fehler, faul sein ist die Sünde.
Ich nehme mich heraus, ohne das System zu verlassen, gebe meine Produktivität für ein paar Stunden an ein virtuelles Ich ab und überlasse es dann dir.
Kontakt: Maria Lemke, Dresden

SOZIALINTEGRATOIN – INTERGENERATIONELLES LERNEN
Wir stellen die Ergebnisse einer kunstpädagogischen Arbeit des Lehrstuhl für Kunstpädagogik der Universität J. E. Purkyne Ústi nad Labem aus dem Bereich der Sozialintegration und intergenerationelle Zusammenarbeit bei unserem nächstgelegenen deutschen Nachbarn in Dresden. Gezeigt werden die Möglichkeiten der Kunstvermittlung, die im Rahmen des Bildungsprozesses nicht zwischen den Schulbänken gefangen ist, sondern eine Brücke zwischen der Schule und dem öffentlichen Raum bildet, damit verschiedene soziale Gesellschaftsgruppen an einer Kunstaktion partizipieren können. Es handelt sich hierbei um kunstpädagogische Aktionen im öffentlichen Raum, deren Zielsetzung vor allem die Integration von Kindern mit Behinderung zwischen deren Peergroup ist, z. B. „Integra Jam in Ústí nad Labem“, oder eine Integration von Senioren (soziale Gerontologie), z. B. das Happening „Bad der ewigen Jugend in der Kolonnade Marienbad“, als eine generationenübergreifende Interaktion zwischen Grundschulschülern und den älteren Kurgästen. Weiterlesen Kontakt: Vera Uhl Skrivanova, Universität J. E. Purkyne Ústi nad Labem, Pedagogická fakulta, Katedra výtvarné kultury

MUT ZUR LÜCKE
Zwischen Theorie und Praxis lernzielorientierter Kunstpädagogik besteht ein dynamisches Wechselverhältnis. Dieses spiegelt sich auch im Wissen über die eigene Verbundenheit mit ganz bestimmten Konstruktionen von Welt und der Offenheit für die Mannigfaltigkeit ebensolcher Ansätze. Daraus ergeben sich immer auch Lücken und Leerstellen, denn derartige Dynamiken und Verhältnisse lassen sich nicht abschaffen. Sie lassen sich aber beschreiben und im Rahmen der Tagung in Dresden erfahrbar machen. Jenseits akademischer Wissensvermittlung, bietet unser Beitrag den Teilnehmenden die Möglichkeit, performativ ästhetische, räumliche und körperliche Wissens- und Darstellungsformen umzusetzen. Neben der Kritik an der Lernzielorientierung wird die gegenseitige Befruchtung von künstlerischen und kunstvermittelnden Ansätzen und ihren jeweiligen Strategien thematisiert. Kontakt: Stefanie Kleinsorge, Heidelberg. E-Mail: stefanie@fort-da.eu

PLATZ DER TEILNAHMSLOSIGKEIT
Trotz der vielfältigen Auseinandersetzung mit Partizipation, bleibt die „Klebrigkeit“ der mit diesem Begriff verbundenen Ausführungen erhalten. Die überstrapazierte und oftmals ausgrenzende Zirkulation von Kommunikation wird angefeuert, ohne dass der selbstbestimmte Umgang damit angeregt wird. Die Tendenz nach Gleichgültigkeit, Verlorenheit, Erstarrung gegenüber einer über-kommunizierten, affirmativen „Beteiligungskultur“ wird dadurch noch verstärkt. Gegen partizipatorische Elemente im Unterricht, die den Schulalltag durchbrechen oder den Zugang zu zeitgenössischer Kunst erleichtern, ist wenig einzuwenden. Dennoch können sich gerade in der ästhetischen und kulturellen Bildung durch ablehnende, widerständige, selbstbestimmte und somit auch nicht- partizipierende Momente Persönlichkeit und Haltung herausschälen. Ich realisiere daher einen Patz der Nicht-Partizipation, der Faulheit, des Rückzugs und der Anti-Haltung, des Kommunikations- und Informationsentzugs, der Negation, Gemütlichkeit und Ruhe. Weiterlesen
Kontakt: Achim Sauter, Augsburg.

KUNST IST EINE WAFFE
Ist das eine Behauptung, eine Frage, eine Provokation, soll das etwa eine Drohung sein? Ist es Blödsinn oder Realität? In Russland zwingen Aktionen von Pussy Riot das Regime zu unbeliebten Maßnahmen, die von der Weltöffentlichkeit kritisiert werden…. In Berlin schafft es die Künstlergruppe „Das Zentrum für politische Schönheit“, die Medienaufmerksamkeit auf Waffenhändler zu lenken. Kunst ist eine Waffe – Was bedeutet das für Euch? Gibt es Erinnerungen, Erfahrungen, die Euch dazu einfallen? Ich möchte die Gedanken der Teilnehmer/-innen in Dresden sammeln und lade zur Partizipation ein:  In der [Kunst]Wahlkabine auf dem Square und draußen im öffentlichen Raum von Dresden mit der Videokamera. Daraus wird ein kurzer Werbespot mit einfacher Choreographie entstehen und als Nebenprodukt vielleicht auch Dresdener [Kunst]Wahlplakate. Ich freue mich über rege Teilnahme! Weiterlesen
Kontakt: Anke Sondhof, Braunschweig.

FOTOGRAFIE UND LEBENSWELT IN DER FÖRDERSCHULE
Kunstpädagogik
 in
 der 
Sonderschule
 (speziell
 in 
der 
Förderschule) ist 
sowohl
 in
 der
 Forschung 
als 
auch 
in 
der 
Lehre
 
stark unterrepräsentiert.

 Dabei ist es gerade in der Förderschule wichtig, einen niveauvollen und zugleich an der Lebenswelt der Schüler orientierten Unterricht zu gestalten. Kunst kann mit der Möglichkeit des sprachfreien Ausdrucks besonders für lernschwache Schüler Entfaltungsmöglichkeiten bieten, wie sie in den anderen Unterrichtsfächern oft nicht gegeben sind. In der Praxis zeigt sich, dass künstlerische Projekte an der Förderschule keinen großen Anklang finden, und Neue Medien im Kunstunterricht nur zaghaft Einzug halten. Ich schließe diese Lücke und stelle künstlerische Projektarbeit an Förderschulen aus praktischer Erfahrung und wissenschaftlicher Evaluation vor. Kontakt: Lena Marie Staab, Heidelberg.

KUNST IM CONTAINER – GEGENWARTSKUNST IN DER SCHULE
Das Kunsthaus Dresden stellt sein Kunstvermittlungsprojekt White Cube/Black Box vor, in dem Schüler/-innen nach Auseinandersetzung mit historischen und aktuellen Vorlagen einen Ausstellungsraum sowie ein eigenes Ausstellungsprogramm selbst gestalten. Partizipation ist dabei der wichtigste Grundsatz: Die Jugendlichen greifen auf allen Ebenen in den Prozess ein, ihre Entscheidungen sind es, die das Erscheinungsbild und die Inhalte des Projektes von den künstlerischen Projekten bis hin zur Vermittlung und Veranstaltungsgestaltung prägen. Seit 2009 haben 75 Schüler/-innen von drei Mittelschulen und acht Gymnasien in Dresden zusammen mit mehr als 30 Mentor/-innen aus Kunst, Architektur und Grafik Container auf Dresdner Schulhöfen in temporäre Ausstellungsräume verwandelt. Im Spannungsfeld zwischen Schule und Öffentlichkeit lernen sie, kreativ ein gemeinsam gewähltes Thema künstlerisch zu gestalten und zu vermitteln. Weiterlesen Kontakt: Robert Thiele, Kunsthaus Dresden, rthiele@dresden.de

KUNST IM KUNSTUNTERRICHT
Ein Disput zwischen Franz Billmayer und Joachim Kettel moderiert von Rudolf Preuss

Bei Durchsicht der bisherigen Beiträge auf der Homepage fällt auf, dass es beinahe ausschließlich um KUNST geht. Veränderte Medienkulturen werden ebenso wenig wie Fragen der Internationalität und der Globalisierung diskutiert. Das Internet wird eher zögerlich als Medium der Kommunikation im Rahmen des Kongresses genutzt, ist aber nicht Gegenstand des Nachdenkens. Die Koppelung von Kunst und Bildung führt – schaut man sich die Beispiele an – offensichtlich zu einem Tunnelblick auf die Welt. 
Ich möchte den Versuch unternehmen zu zeigen, dass ein Bezug auf diese globale „Kultur“ einerseits viele Ziele der traditionellen Kunstpädagogik im Sinne von ästhetischer Bildung besser und sozial gerechter ermöglicht und andererseits gerade diese Kultur Gegenstand der schulischen Aufklärung sein sollte. Kontakt: Franz Billmayer, Universität Salzburg
Die kritische Lektüre der bisher publizierten Texte im Rahmen des BuKo12 lassen zu der Annahme kommen, dass dezidiert kunstdidaktische und -pädagogische Bezüge bzw. Konzepte nur sehr unzureichend thematisiert worden sind. Insbesondere ist die kunstdidaktische „Gretchenfrage“ nach einer künstlerischen Didaktik/Pädagogik, ihren Vermittlungsinhalten und -wegen, die den komplexen Ansprüchen gegenüber Fach und Begriff „KUNSTpädagogik“ gerecht werden will, nicht gestellt worden. Daher möchte ich auf dem Abschlusskongress ein Gespräch führen, das die Fragestellungen um Gegenwart und Zukunft einer Didaktik der Kunst vertiefend behandelt. Kontakt: Joachim Kettel, Pädagogische Hochschule Karlsruhe